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Kälteantikörper im Blut –
was ist die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?

Die Kälteagglutinin-Krankheit (engl.: cold agglutinin disease; CAD) ist eine seltene, erworbene Bluterkrankung. Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) greift das Immunsystem mit bestimmten Abwehrstoffen die eigenen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) an. Diese Abwehrstoffe nennt man Kälteantikörper. Sie binden sich unterhalb der Körpertemperatur von 37 Grad Celsius an die roten Blutkörperchen. Die Kälteantikörper lassen die roten Blutkörperchen verklumpen und verursachen Symptome in kälteren Körperteilen wie z. B. Händen oder Füßen. Außerdem baut das Immunsystem die betroffenen roten Blutkörperchen ab. Dieser Vorgang nennt sich Hämolyse. Es kommt zu einer Blutarmut, der sogenannten Anämie. Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) wird auch autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom Kältetyp genannt. Die Krankheit ist nicht ansteckend1.

Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) im Überblick

Wie häufig ist die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?

Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) gehört zu einer Gruppe von Krankheiten, die man autoimmunhämolytische Anämien (AIHA) nennt. Bei einer AIHA zerstört das Immunsystem die eigenen roten Blutkörperchen. Dieser Prozess heißt Hämolyse. Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) ist eine Form der AIHA, bei der die roten Blutkörperchen bei niedrigen Temperaturen (unterhalb der Körpertemperatur von 37 °C) abgebaut werden. Sie wird deshalb auch der autoimmunhämolytischen Anämie vom Kältetyp zugeordnet 1.

Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) kommt bei ca. 16 von 1.000.000 Personen vor und ist damit sehr selten 2-4. Etwa 15–25 % der AIHA gehören zum Kältetyp (Kälteagglutininkrankheit). Meistens wird die Kälteagglutininkrankheit (CAD) zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr entdeckt 5–10. Frauen sind davon etwas häufiger als Männer betroffen 5.

 

Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?

Bei der Kälteagglutinin-Krankheit unterscheidet man zwei Formen:

  • Die primäre Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
  • Das sekundäre Kälteagglutininsyndrom (CAS)

Bei Patienten mit primärer Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) gibt es keine andere Erkrankung als Ursache.1 Das sekundäre Kälteagglutininsyndrom (CAS) wird durch eine andere Krankheit verursacht. Folgende Auslöser gibt es:

  • Infektionen mit Bakterien oder Viren
  • Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper richtet
  • Bösartige Erkrankungen des Lymphsystems1

 

Wie entsteht die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?

Die genaue Ursache der Kälteagglutininkrankheit (CAD) ist in den meisten Fällen unbekannt. Die Krankheit entsteht, wenn sich Kälteantikörper, auch Kälteagglutinine genannt, bei Temperaturen unter 37 °C an rote Blutkörperchen binden. Das passiert vor allem in kälteren Körperregionen wie Fingerspitzen, Zehen, Nase und Ohren sowie bei niedrigeren Umgebungstemperaturen1. Wenn sich Kälteantikörper an die roten Blutkörperchen binden, hat das verschiedene Folgen:

  • Antikörper und rote Blutkörperchen verklumpen miteinander. Dieser Vorgang ist umkehrbar. Es kommt zu vorübergehenden Krankheitssymptomen in den kälteren Bereichen des Körpers. Steigt die Temperatur in diesen Bereichen wieder an, verschwinden die Symptome 1 .
  • Das körpereigene Immunsystem erkennt die betroffenen roten Blutkörperchen als Fremdkörper und baut sie ab. Dies nennt man Hämolyse. Dafür ist ein bestimmter Teil des Immunsystems verantwortlich – das sogenannte Komplementsystem. Auch wenn die Temperatur wieder ansteigt, bleibt das Komplementsystem aktiviert und die betroffenen roten Blutkörperchen werden weiter abgebaut. Die Symptome bleiben so lange bestehen, bis wieder genug neue rote Blutkörperchen gebildet wurden 1 .

Symptome der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

Nicht jeder Patient mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) hat auch Symptome. Der menschliche Körper kann den Abbau der roten Blutkörperchen bis zu einem gewissen Maß ausgleichen, indem er verstärkt neue rote Blutkörperchen bildet (vgl. Abschnitt Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?). Schafft der Körper diesen Ausgleich nicht, treten Symptome auf. Manche Symptome werden durch Kälte ausgelöst. Diese sind meist umkehrbar. Außerdem gibt es Symptome, die durch den Abbau der roten Blutkörperchen verursacht werden. Diese Symptome sind meist nicht umkehrbar und bleiben so lange bestehen, bis wieder genug neue rote Blutkörperchen gebildet wurden (vgl. Abschnitt Entstehung der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)). Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) haben zusätzlich ein höheres Risiko für Thrombosen, also die Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen11, 12.

 

Symptome der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

 

Welche Symptome verursacht Kälte?

Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) verklumpen Kälteantikörper mit roten Blutkörperchen, wenn die Temperatur unter die normale Körpertemperatur von 37 °C sinkt. Durch diese Klumpen können feine Blutgefäße verstopfen. Das passiert bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) sehr häufig, vor allem in kühleren Körperbereichen wie Fingern, Zehen, Nase und Ohren. Die Symptome können unterschiedlich stark sein und gehen durch Erwärmung wieder zurück1.

Wegen der verstopften Blutgefäße kann es sein, dass die betroffenen Körperteile schlechter durchblutet werden. Diese schlechte Durchblutung nennt sich Ischämie. Durch sie kann es auch zu Verfärbungen der Haut kommen. Bei dunkelvioletter bis grauer Färbung der Körperanhänge, den sogenannten Akren (Finger, Zehen, Ohren, Nase), spricht man von Akrozyanose. Ist die Haut fleckig, hat vernetzte Gefäßmuster und eine rot-blaue Färbung, handelt es sich um die sogenannte Kältemarmorierung. Auch scharf abgegrenzte weiße Verfärbungen an den Fingern kommen vor. Diese Verfärbungen nennt man Raynaud-Phänomen. In schweren Fällen können sich Geschwüre bilden und sehr selten auch Gewebe absterben. Dieser Prozess heißt Gangrän13–15.

 

Welche Symptome verursacht der Abbau der roten Blutkörperchen?

Rote Blutkörperchen enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der Sauerstoff und Kohlendioxid durch den Körper transportiert. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden mehr rote Blutkörperchen als im gesunden Körper abgebaut. Dieser Vorgang heißt Hämolyse. Dadurch befindet sich weniger Hämoglobin im Blut, man spricht von einer Anämie (Blutarmut). Die meisten Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) haben eine milde bis moderate Anämie. Sie kann sich durch niedrige Temperaturen, Infektionen oder Operationen verschlimmern1, 5. Anhand der Blutwerte kann man bei allen Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) den chronischen Abbau der roten Blutkörperchen erkennen13 (vgl. Abschnitt Diagnose). Durch diesen Abbau befindet sich mehr roter Blutfarbstoff frei im Blut und im Urin. Deshalb kann der Urin dunkel gefärbt sein18–20. Viele Patienten leiden bei Belastung und/oder in Ruhe unter Atemnot. Auch verschiedene Grade von Müdigkeit können auftreten2, 5, 16. Manche CAD-Patienten bekommen eine Gelbsucht1.

 

Diagnose der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

Um eine Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) feststellen zu können, sind folgende Untersuchungen nötig:

  • Blutuntersuchungen
    • Nachweis der Hämolyse (Abbau der roten Blutkörperchen)
    • Coombs-Test zum direkten Nachweis von Kälteantikörpern
    • Messung der Menge an Kälteantikörpern (Kälteagglutinin-Titer)
  • Ausschluss anderer Erkrankungen (Differenzialdiagnose)

 

Den Abbau der roten Blutkörperchen nachweisen

Der Abbau der roten Blutkörperchen ist das wichtigste Anzeichen der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD). Eine Blutuntersuchung weist diesen Abbau nach.

Diese Merkmale zeigen die Blutwerte bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD):

  • Erniedrigte Anzahl an roten Blutkörperchen und deshalb weniger roter Blutfarbstoff
  • Erhöhte Werte des Enzyms Lactatdehydrogenase (LDH)
  • Erniedrigte Werte des Eiweißstoffes Haptoglobin

 

Blutwerte bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

 

Außerdem sollten folgende Werte geprüft werden:1

Blutwerte bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

 

Auch dunkel gefärbter Urin kann ein Zeichen für die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) sein. Die Färbung entsteht, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden und der rote Blutfarbstoff in den Urin gelangt.18–20

 

  • Coombs-Test Für die Diagnose der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist ein Coombs-Test notwendig. Diesen Test nennt man auch direkter Antiglobulintest. Damit lassen sich Kälteantikörper im Blut nachweisen.1
  • Kälteagglutinin-Titer Wurden bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) der Abbau der roten Blutkörperchen sowie Kälteantikörper nachgewiesen, muss die Verdachtsdiagnose noch final bestätigt werden. Dazu misst man die Menge der Kälteantikörper im Blut. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) liegt der Wert über 1:64. Das bedeutet, dass bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) mehr Kälteantikörper vorhanden sind als bei gesunden Personen.1
  • Differenzialdiagnose Wie oben beschrieben, kann die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) auch aufgrund von anderen Krankheiten auftreten. Man spricht dann von einem sekundären Kälteagglutininsyndrom (CAS). Krebserkrankungen des Lymphsystems, Autoimmunerkrankungen und Infektionen sind deshalb auszuschließen, um die CAD und die CAS auseinanderhalten zu können (vgl. Abschnitt Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?).

Behandlung der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)

Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), die keine andere Erkrankung haben, behandelt man die Symptome. Haben Patienten keine Krankheitssymptome, brauchen sie zunächst auch keine Therapie.

Bei Symptomen der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), die durch niedrige Temperaturen entstehen, z. B. Akrozyanose oder Raynaud-Phänomen, hilft es, wenn die Patienten die äußeren Körperbereiche vor Kälte schützen sowie kalte Getränke und Speisen vermeiden. Patienten, die Symptome durch den Abbau der roten Blutkörperchen haben, können bestimmte Medikamente erhalten. Außerdem können Patienten das Vitamin Folsäure als Nahrungsergänzung einnehmen. Bei einem Mangel an Vitamin B12 empfiehlt sich ebenfalls eine nahrungsergänzende Einnahme. Kortisonpräparate oder die Entfernung der Milz werden für die Behandlung der CAD nicht empfohlen. Bei Patienten mit einem sekundären Kälteagglutininsyndrom (CAS) – bei denen also eine andere Erkrankung die Symptome verursacht – gilt es, auch immer die zugrundeliegende Krankheit zu behandeln.1

 

Behandlungsziele

Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit lautet das Ziel grundsätzlich, die Symptome zu lindern. Dazu können die Patienten auch selbst beitragen. Wenn Symptome aufgrund von niedrigen Temperaturen auftreten, ist es wichtig, dass sich die Patienten vor Kälte schützen. Sie sollten sich zum Beispiel warm anziehen und insbesondere die kälteren Körperregionen wie Hände und Füße warmhalten. Ist der Abbau der roten Blutkörperchen der Grund für die Symptome, ist dieser Abbau zu verringern. Jede Behandlung sollte die Lebensqualität der Patienten verbessern.1

 

 

Wie erkläre ich die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
meiner Familie und meinen Freunden?

Viele Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) beschreiben die Erkrankung so:

 

„Ich habe eine Kältekrankheit.”

„Ich reagiere allergisch auf Kälte.”

„Bei Kälte verklumpt mein Blut.”

„Mein Blut spielt verrückt.”

„Wenn ich kalte Finger habe, werden sie blau oder weiß und ich habe Schmerzen.”

„Ich habe Kälteschmerzen.”

 

Glossar

 

Agglutinin
Der Begriff Agglutinin kommt vom lateinischen Wort agglutinare, was anheften bedeutet. So bezeichnet man Eiweiße, die mit Zellen verklumpen. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) bezieht sich das auf die Kälteantikörper (= Kälteagglutinine), die sich bei unter 37 °C an die roten Blutkörperchen binden und mit ihnen verklumpen.

Akren
Der Begriff Akren fasst die Enden der Körperanhänge wie Zehen und Finger, aber auch Nase, Ohren und Kinn zusammen.

Akrozyanose
Bei einer Akrozyanose werden die Körperanhänge wie Finger und Zehen schlechter durchblutet und färben sich daher bläulich.

Anämie, s. auch: Blutarmut
Bei einer Anämie ist zu wenig roter Blutfarbstoff im Blut oder der Anteil der roten Blutkörperchen ist zu klein.

Autoimmunerkrankung
Bei einer Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem Strukturen wie Zellen und Gewebe des eigenen Körpers an.

Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom Kältetyp
Autoimmunhämolytische Anämien (AIHA) sind Krankheiten, bei denen das Immunsystem die eigenen roten Blutkörperchen zerstört (Hämolyse). Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) wird auch autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom Kältetyp genannt. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem bei niedrigen Temperaturen (unter 37 °C) die roten Blutkörperchen an.

Bilirubin
Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Wenn bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) die roten Blutkörperchen zerstört werden, wird auch Hämoglobin abgebaut. Darum findet man mehr Bilirubin im Blut.

Blutgerinnsel
Ein Blutgerinnsel ist ein Blutpfropf, der sich durch Gerinnung oder Verklumpung des Blutes innerhalb der Blutgefäße bildet und diese verstopfen kann.

Blutarmut, s. auch: Anämie
Bei einer Blutarmut ist zu wenig des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin im Blut oder der Anteil der roten Blutkörperchen ist zu klein. Eine solche Blutarmut entsteht z.B. bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), weil das Immunsystem bei Kälte die eigenen roten Blutkörperchen zerstört.

Chronisch
Der Begriff chronisch bedeutet: sich langsam entwickelnd, schleichend, von langer Dauer. Zum Beispiel haben chronische Krankheiten oft keinen klar erkennbaren Ausgangspunkt, dauern lange an und können oft nicht geheilt werden.

Coombs-Test
Mit dem Coombs-Test lassen sich Antikörper gegen rote Blutkörperchen nachweisen. Vermutet der Arzt, dass bei einem Patienten die roten Blutkörperchen von den eigenen Antikörpern angegriffen werden – wie bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) –, wird ein direkter Coombs-Test durchgeführt. Diesen Test nennt man auch direkter Antiglobulintest. Er zeigt Antikörper und andere Bestandteile des Immunsystems (Komplementfaktoren), die an roten Blutkörperchen haften. Darüber hinaus braucht es weitere Untersuchungen, um die Kälteagglutinin-Krankheit nachzuweisen (vgl. Abschnitt Diagnose).

Differenzialdiagnose
Eine Differenzialdiagnose unterscheidet eine bestimmte Krankheit oder einen bestimmten Zustand von anderen, die sehr ähnliche Symptome zeigen. Wenn ein Arzt eine bestimmte Erkrankung vermutet, könnte deshalb auch die andere Krankheit der Grund für die Beschwerden sein. Sie muss also zuerst ausgeschlossen werden, um die eigentliche Erkrankung zu diagnostizieren.

Dyspnoe
Unter Dyspnoe versteht man eine erschwerte Atmung oder Atemnot bzw. das Gefühl, keine Luft zu bekommen.

Erythrozyten, siehe: rote Blutkörperchen

Fatigue
Der Begriff kommt aus dem Französischen und bedeutet Erschöpfung. In der Medizin bezeichnet man mit Fatigue eine anhaltende Müdigkeit bzw. Erschöpfung. Sie tritt oft bei chronischen Krankheiten auf.

Gangrän
Absterben von Gewebebereichen mit Schwarzfärbung der entsprechenden Stellen und Bildung von Geschwüren.

Gelbsucht
Bei einer Gelbsucht (Ikterus) sind Haut, Schleimhäute und innere Organe gelb gefärbt, weil der Gallenfarbstoff Bilirubin aus dem Blut in das Gewebe austritt. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden die roten Blutkörperchen zerstört, das Hämoglobin tritt aus den roten Blutkörperchen aus und wird zu Bilirubin abgebaut. Das Bilirubin färbt das Gewebe gelb.

Hämoglobin
Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen. Es enthält Eisen und transportiert Sauerstoff durch den Körper. Weil bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) die roten Blutkörperchen zerstört werden, findet man mehr Hämoglobin im Blut.

Hämolyse
Wenn die roten Blutkörperchen zerstört werden und der rote Blutfarbstoff Hämoglobin austritt, spricht man von Hämolyse.

Hämosiderin
Hämosiderin ist ein Eiweißkomplex, der Eisen enthält und beim Abbau des roten Blutfarbstoffs (s. auch: Hämoglobin) und der roten Blutkörperchen (s. auch: Erythrozyten) entsteht. Deshalb lässt sich Hämosiderin bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) im Urin nachweisen.

Haptoglobin
Haptoglobin ist ein Eiweiß, das den roten Blutfarbstoff Hämoglobin transportiert. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist der Haptoglobin-Wert niedriger als normal, da die roten Blutkörperchen zerstört werden und Hämoglobin ins Blut austritt. Das Hämoglobin wird dann von Haptoglobin gebunden und abgebaut. Deshalb gibt es im Blut weniger freies Haptoglobin.

Ikterus, siehe Gelbsucht
Haut, Schleimhäute und innere Organe sind gelb gefärbt, weil der Gallenfarbstoff Bilirubin aus dem Blut in das Gewebe austritt. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden die roten Blutkörperchen zerstört, das Hämoglobin tritt aus den roten Blutkörperchen aus und wird zu Bilirubin abgebaut. Das Bilirubin färbt das Gewebe gelb.

Ischämie
Eine Ischämie ist eine mangelnde Durchblutung bestimmter Körperteile oder Organe.

Kälteagglutinine, siehe: Kälteantikörper

Kälteagglutinin-Titer
Der Kälteagglutinin-Titer ist ein Maß für die Anzahl von Kälteantikörpern im Blut. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) bestimmt man diesen Wert, um den Verdacht auf die Erkrankung zu bestätigen: Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist der Kälteagglutinin-Titer höher als bei gesunden Personen. Dabei verdünnt man eine Blutprobe so lange, bis man die Kälteantikörper gerade noch nachweisen kann. Diese Verdünnungsstufe nennt man Titer.

Kälteantikörper
Kälteantikörper (Kälteagglutinine) sind Abwehrstoffe, die bei niedrigen Temperaturen (unter 37 °C) an rote Blutkörperchen binden. Sie verursachen die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD).

Kältemarmorierung, s. auch: Livedo reticularis
Ist die Haut fleckig, hat vernetzte Gefäßmuster und eine rot-blaue Färbung, spricht man von Kältemarmorierung. Sie kann bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) auftreten, wenn sie mit Kälte in Kontakt kommen.

Komplementsystem
Das Komplementsystem ist ein Teil des Immunsystems. Es besteht aus Eiweißen, die im Blut und auf Zellen zu finden sind und Krankheitserreger abwehren. Unkontrolliert können sie aber auch das eigene Gewebe angreifen. Das passiert bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD).

Lactatdehydrogenase
Die Lactatdehydrogenase (LDH) ist ein Enzym, das überall im Körper vorkommt und in roten Blutkörperchen besonders häufig ist. Wenn in größerem Umfang Zellen zugrunde gehen, kann ein erhöhter LDH-Level dies anzeigen. Werden viele rote Blutkörperchen zerstört – wie bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) –, gelangt mehr Lactatdehydrogenase als gewöhnlich ins Blut.

Livedo reticularis, siehe: Kältemarmorierung

Mikroliter
Ein Mikroliter ist ein Tausendstel Milliliter bzw. 0,000001 Liter.

Primäre Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) greift das Immunsystem bei niedrigen Temperaturen (unter 37 °C) die körpereigenen roten Blutkörperchen an und zerstört sie. Man spricht von einer primären Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), wenn diese nicht von einer anderen Erkrankung ausgelöst wird. Siehe auch: sekundäres Kälteagglutininsyndrom (CAS).

Raynaud-Phänomen
Beim Raynaud-Phänomen verblassen Finger oder Zehen, weil sich die Blutgefäße krampfartig zusammenziehen. Die blassen und normal gefärbten Bereiche sind dabei scharf voneinander abgegrenzt.

Rote Blutkörperchen
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind Zellen im Blut, die den roten Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten und Sauerstoff durch den Körper transportieren.

Sekundäres Kälteagglutininsyndrom (CAS)
Beim sekundären Kälteagglutininsyndrom (CAS) wird die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) durch eine andere Krankheit ausgelöst. Der Auslöser kann etwa eine Infektion mit Bakterien oder Viren sein. Weitere mögliche Ursachen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper richtet, und bösartige Erkrankungen des Lymphsystems (maligne Lymphome).

Thrombose
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel oder Blutpfropf in einem Blutgefäß und verstopft es. Da von einer Thrombose grundsätzlich alle Blutgefäße betroffen sein können, unterscheidet man nach Ort des Auftretens zwischen Thrombosen in Venen (z. B. tiefe Beinvenenthrombose) und Thrombosen in Arterien (z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall).

Unit
Eine Unit ist eine Maßeinheit für die Aktivität bestimmter Eiweiße, der Enzyme.

Literatur

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