Kälteantikörper im Blut –
was ist die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?
Die Kälteagglutinin-Krankheit (engl.: cold agglutinin disease; CAD) ist eine seltene, erworbene Bluterkrankung. Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) greift das Immunsystem mit bestimmten Abwehrstoffen die eigenen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) an. Diese Abwehrstoffe nennt man Kälteantikörper. Sie binden sich unterhalb der Körpertemperatur von 37 Grad Celsius an die roten Blutkörperchen. Die Kälteantikörper lassen die roten Blutkörperchen verklumpen und verursachen Symptome in kälteren Körperteilen wie z. B. Händen oder Füßen. Außerdem baut das Immunsystem die betroffenen roten Blutkörperchen ab. Dieser Vorgang nennt sich Hämolyse. Es kommt zu einer Blutarmut, der sogenannten Anämie. Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) wird auch autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom Kältetyp genannt. Die Krankheit ist nicht ansteckend1.
Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) im Überblick
Wie häufig ist die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?
Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) gehört zu einer Gruppe von Krankheiten, die man autoimmunhämolytische Anämien (AIHA) nennt. Bei einer AIHA zerstört das Immunsystem die eigenen roten Blutkörperchen. Dieser Prozess heißt Hämolyse. Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) ist eine Form der AIHA, bei der die roten Blutkörperchen bei niedrigen Temperaturen (unterhalb der Körpertemperatur von 37 °C) abgebaut werden. Sie wird deshalb auch der autoimmunhämolytischen Anämie vom Kältetyp zugeordnet 1.
Die Kälteagglutininkrankheit (CAD) kommt bei ca. 16 von 1.000.000 Personen vor und ist damit sehr selten 2-4. Etwa 15–25 % der AIHA gehören zum Kältetyp (Kälteagglutininkrankheit). Meistens wird die Kälteagglutininkrankheit (CAD) zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr entdeckt 5–10. Frauen sind davon etwas häufiger als Männer betroffen 5.
Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?
Bei der Kälteagglutinin-Krankheit unterscheidet man zwei Formen:
- Die primäre Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
- Das sekundäre Kälteagglutininsyndrom (CAS)
Bei Patienten mit primärer Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) gibt es keine andere Erkrankung als Ursache.1 Das sekundäre Kälteagglutininsyndrom (CAS) wird durch eine andere Krankheit verursacht. Folgende Auslöser gibt es:
- Infektionen mit Bakterien oder Viren
- Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper richtet
- Bösartige Erkrankungen des Lymphsystems1
Wie entsteht die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)?
Die genaue Ursache der Kälteagglutininkrankheit (CAD) ist in den meisten Fällen unbekannt. Die Krankheit entsteht, wenn sich Kälteantikörper, auch Kälteagglutinine genannt, bei Temperaturen unter 37 °C an rote Blutkörperchen binden. Das passiert vor allem in kälteren Körperregionen wie Fingerspitzen, Zehen, Nase und Ohren sowie bei niedrigeren Umgebungstemperaturen1. Wenn sich Kälteantikörper an die roten Blutkörperchen binden, hat das verschiedene Folgen:
- Antikörper und rote Blutkörperchen verklumpen miteinander. Dieser Vorgang ist umkehrbar. Es kommt zu vorübergehenden Krankheitssymptomen in den kälteren Bereichen des Körpers. Steigt die Temperatur in diesen Bereichen wieder an, verschwinden die Symptome 1 .
- Das körpereigene Immunsystem erkennt die betroffenen roten Blutkörperchen als Fremdkörper und baut sie ab. Dies nennt man Hämolyse. Dafür ist ein bestimmter Teil des Immunsystems verantwortlich – das sogenannte Komplementsystem. Auch wenn die Temperatur wieder ansteigt, bleibt das Komplementsystem aktiviert und die betroffenen roten Blutkörperchen werden weiter abgebaut. Die Symptome bleiben so lange bestehen, bis wieder genug neue rote Blutkörperchen gebildet wurden 1 .
Symptome der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Nicht jeder Patient mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) hat auch Symptome. Der menschliche Körper kann den Abbau der roten Blutkörperchen bis zu einem gewissen Maß ausgleichen, indem er verstärkt neue rote Blutkörperchen bildet (vgl. Abschnitt Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?). Schafft der Körper diesen Ausgleich nicht, treten Symptome auf. Manche Symptome werden durch Kälte ausgelöst. Diese sind meist umkehrbar. Außerdem gibt es Symptome, die durch den Abbau der roten Blutkörperchen verursacht werden. Diese Symptome sind meist nicht umkehrbar und bleiben so lange bestehen, bis wieder genug neue rote Blutkörperchen gebildet wurden (vgl. Abschnitt Entstehung der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)). Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) haben zusätzlich ein höheres Risiko für Thrombosen, also die Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen11, 12.
Welche Symptome verursacht Kälte?
Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) verklumpen Kälteantikörper mit roten Blutkörperchen, wenn die Temperatur unter die normale Körpertemperatur von 37 °C sinkt. Durch diese Klumpen können feine Blutgefäße verstopfen. Das passiert bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) sehr häufig, vor allem in kühleren Körperbereichen wie Fingern, Zehen, Nase und Ohren. Die Symptome können unterschiedlich stark sein und gehen durch Erwärmung wieder zurück1.
Wegen der verstopften Blutgefäße kann es sein, dass die betroffenen Körperteile schlechter durchblutet werden. Diese schlechte Durchblutung nennt sich Ischämie. Durch sie kann es auch zu Verfärbungen der Haut kommen. Bei dunkelvioletter bis grauer Färbung der Körperanhänge, den sogenannten Akren (Finger, Zehen, Ohren, Nase), spricht man von Akrozyanose. Ist die Haut fleckig, hat vernetzte Gefäßmuster und eine rot-blaue Färbung, handelt es sich um die sogenannte Kältemarmorierung. Auch scharf abgegrenzte weiße Verfärbungen an den Fingern kommen vor. Diese Verfärbungen nennt man Raynaud-Phänomen. In schweren Fällen können sich Geschwüre bilden und sehr selten auch Gewebe absterben. Dieser Prozess heißt Gangrän13–15.
Welche Symptome verursacht der Abbau der roten Blutkörperchen?
Rote Blutkörperchen enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der Sauerstoff und Kohlendioxid durch den Körper transportiert. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden mehr rote Blutkörperchen als im gesunden Körper abgebaut. Dieser Vorgang heißt Hämolyse. Dadurch befindet sich weniger Hämoglobin im Blut, man spricht von einer Anämie (Blutarmut). Die meisten Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) haben eine milde bis moderate Anämie. Sie kann sich durch niedrige Temperaturen, Infektionen oder Operationen verschlimmern1, 5. Anhand der Blutwerte kann man bei allen Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) den chronischen Abbau der roten Blutkörperchen erkennen13 (vgl. Abschnitt Diagnose). Durch diesen Abbau befindet sich mehr roter Blutfarbstoff frei im Blut und im Urin. Deshalb kann der Urin dunkel gefärbt sein18–20. Viele Patienten leiden bei Belastung und/oder in Ruhe unter Atemnot. Auch verschiedene Grade von Müdigkeit können auftreten2, 5, 16. Manche CAD-Patienten bekommen eine Gelbsucht1.
Diagnose der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Um eine Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) feststellen zu können, sind folgende Untersuchungen nötig:
-
Blutuntersuchungen
- Nachweis der Hämolyse (Abbau der roten Blutkörperchen)
- Coombs-Test zum direkten Nachweis von Kälteantikörpern
- Messung der Menge an Kälteantikörpern (Kälteagglutinin-Titer)
- Ausschluss anderer Erkrankungen (Differenzialdiagnose)
Den Abbau der roten Blutkörperchen nachweisen
Der Abbau der roten Blutkörperchen ist das wichtigste Anzeichen der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD). Eine Blutuntersuchung weist diesen Abbau nach.
Diese Merkmale zeigen die Blutwerte bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD):
- Erniedrigte Anzahl an roten Blutkörperchen und deshalb weniger roter Blutfarbstoff
- Erhöhte Werte des Enzyms Lactatdehydrogenase (LDH)
- Erniedrigte Werte des Eiweißstoffes Haptoglobin
Außerdem sollten folgende Werte geprüft werden:1
Auch dunkel gefärbter Urin kann ein Zeichen für die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) sein. Die Färbung entsteht, wenn rote Blutkörperchen abgebaut werden und der rote Blutfarbstoff in den Urin gelangt.18–20
- Coombs-Test Für die Diagnose der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist ein Coombs-Test notwendig. Diesen Test nennt man auch direkter Antiglobulintest. Damit lassen sich Kälteantikörper im Blut nachweisen.1
- Kälteagglutinin-Titer Wurden bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) der Abbau der roten Blutkörperchen sowie Kälteantikörper nachgewiesen, muss die Verdachtsdiagnose noch final bestätigt werden. Dazu misst man die Menge der Kälteantikörper im Blut. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) liegt der Wert über 1:64. Das bedeutet, dass bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) mehr Kälteantikörper vorhanden sind als bei gesunden Personen.1
- Differenzialdiagnose Wie oben beschrieben, kann die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) auch aufgrund von anderen Krankheiten auftreten. Man spricht dann von einem sekundären Kälteagglutininsyndrom (CAS). Krebserkrankungen des Lymphsystems, Autoimmunerkrankungen und Infektionen sind deshalb auszuschließen, um die CAD und die CAS auseinanderhalten zu können (vgl. Abschnitt Welche Formen der Kälteagglutinin-Krankheit gibt es?).
Behandlung der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), die keine andere Erkrankung haben, behandelt man die Symptome. Haben Patienten keine Krankheitssymptome, brauchen sie zunächst auch keine Therapie.
Bei Symptomen der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), die durch niedrige Temperaturen entstehen, z. B. Akrozyanose oder Raynaud-Phänomen, hilft es, wenn die Patienten die äußeren Körperbereiche vor Kälte schützen sowie kalte Getränke und Speisen vermeiden. Patienten, die Symptome durch den Abbau der roten Blutkörperchen haben, können bestimmte Medikamente erhalten. Außerdem können Patienten das Vitamin Folsäure als Nahrungsergänzung einnehmen. Bei einem Mangel an Vitamin B12 empfiehlt sich ebenfalls eine nahrungsergänzende Einnahme. Kortisonpräparate oder die Entfernung der Milz werden für die Behandlung der CAD nicht empfohlen. Bei Patienten mit einem sekundären Kälteagglutininsyndrom (CAS) – bei denen also eine andere Erkrankung die Symptome verursacht – gilt es, auch immer die zugrundeliegende Krankheit zu behandeln.1
Wie erkläre ich die Kälteagglutinin-Krankheit
(CAD)
meiner Familie und meinen Freunden?
Viele Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) beschreiben die Erkrankung so:
„Ich habe eine Kältekrankheit.”
„Ich reagiere allergisch auf Kälte.”
„Bei Kälte verklumpt mein Blut.”
„Mein Blut spielt verrückt.”
„Wenn ich kalte Finger habe, werden sie blau oder weiß und ich habe Schmerzen.”
„Ich habe Kälteschmerzen.”
Glossar
Agglutinin
Der Begriff Agglutinin
kommt vom lateinischen Wort agglutinare, was anheften
bedeutet. So bezeichnet man Eiweiße, die mit Zellen
verklumpen. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
bezieht sich das auf die Kälteantikörper (=
Kälteagglutinine), die sich bei unter 37 °C an die
roten Blutkörperchen binden und mit ihnen verklumpen.
Akren
Der Begriff Akren fasst die
Enden der Körperanhänge wie Zehen und Finger, aber
auch Nase, Ohren und Kinn zusammen.
Akrozyanose
Bei einer Akrozyanose
werden die Körperanhänge wie Finger und Zehen
schlechter durchblutet und färben sich daher
bläulich.
Anämie, s. auch: Blutarmut
Bei
einer Anämie ist zu wenig roter Blutfarbstoff im Blut
oder der Anteil der roten Blutkörperchen ist zu klein.
Autoimmunerkrankung
Bei einer
Autoimmunerkrankung greift das Immunsystem Strukturen wie
Zellen und Gewebe des eigenen Körpers an.
Autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom
Kältetyp
Autoimmunhämolytische Anämien (AIHA) sind
Krankheiten, bei denen das Immunsystem die eigenen roten
Blutkörperchen zerstört (Hämolyse). Die
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) wird auch
autoimmunhämolytische Anämie (AIHA) vom
Kältetyp genannt. Bei dieser Erkrankung greift das
Immunsystem bei niedrigen Temperaturen (unter 37 °C) die
roten Blutkörperchen an.
Bilirubin
Bilirubin ist ein
Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Wenn
bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) die roten
Blutkörperchen zerstört werden, wird auch
Hämoglobin abgebaut. Darum findet man mehr Bilirubin im
Blut.
Blutgerinnsel
Ein Blutgerinnsel ist
ein Blutpfropf, der sich durch Gerinnung oder Verklumpung
des Blutes innerhalb der Blutgefäße bildet und
diese verstopfen kann.
Blutarmut, s. auch: Anämie
Bei
einer Blutarmut ist zu wenig des roten Blutfarbstoffs
Hämoglobin im Blut oder der Anteil der roten
Blutkörperchen ist zu klein. Eine solche Blutarmut
entsteht z.B. bei Patienten mit
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), weil das Immunsystem
bei Kälte die eigenen roten Blutkörperchen
zerstört.
Chronisch
Der Begriff chronisch
bedeutet: sich langsam entwickelnd, schleichend, von langer
Dauer. Zum Beispiel haben chronische Krankheiten oft keinen
klar erkennbaren Ausgangspunkt, dauern lange an und
können oft nicht geheilt werden.
Coombs-Test
Mit dem Coombs-Test lassen
sich Antikörper gegen rote Blutkörperchen
nachweisen. Vermutet der Arzt, dass bei einem Patienten die
roten Blutkörperchen von den eigenen Antikörpern
angegriffen werden – wie bei der
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) –, wird ein
direkter Coombs-Test durchgeführt. Diesen Test nennt
man auch direkter Antiglobulintest. Er zeigt Antikörper
und andere Bestandteile des Immunsystems
(Komplementfaktoren), die an roten Blutkörperchen
haften. Darüber hinaus braucht es weitere
Untersuchungen, um die Kälteagglutinin-Krankheit
nachzuweisen (vgl. Abschnitt
Diagnose).
Differenzialdiagnose
Eine
Differenzialdiagnose unterscheidet eine bestimmte Krankheit
oder einen bestimmten Zustand von anderen, die sehr
ähnliche Symptome zeigen. Wenn ein Arzt eine bestimmte
Erkrankung vermutet, könnte deshalb auch die andere
Krankheit der Grund für die Beschwerden sein. Sie muss
also zuerst ausgeschlossen werden, um die eigentliche
Erkrankung zu diagnostizieren.
Dyspnoe
Unter Dyspnoe versteht man
eine erschwerte Atmung oder Atemnot bzw. das Gefühl,
keine Luft zu bekommen.
Erythrozyten, siehe: rote Blutkörperchen
Fatigue
Der Begriff kommt aus dem
Französischen und bedeutet Erschöpfung. In der
Medizin bezeichnet man mit Fatigue eine anhaltende
Müdigkeit bzw. Erschöpfung. Sie tritt oft bei
chronischen Krankheiten auf.
Gangrän
Absterben von
Gewebebereichen mit Schwarzfärbung der entsprechenden
Stellen und Bildung von Geschwüren.
Gelbsucht
Bei einer Gelbsucht
(Ikterus) sind Haut, Schleimhäute und innere Organe
gelb gefärbt, weil der Gallenfarbstoff Bilirubin aus
dem Blut in das Gewebe austritt. Bilirubin ist ein
Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bei
der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden die roten
Blutkörperchen zerstört, das Hämoglobin tritt
aus den roten Blutkörperchen aus und wird zu Bilirubin
abgebaut. Das Bilirubin färbt das Gewebe gelb.
Hämoglobin
Hämoglobin ist
der rote Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen. Es
enthält Eisen und transportiert Sauerstoff durch den
Körper. Weil bei der Kälteagglutinin-Krankheit
(CAD) die roten Blutkörperchen zerstört werden,
findet man mehr Hämoglobin im Blut.
Hämolyse
Wenn die roten
Blutkörperchen zerstört werden und der rote
Blutfarbstoff Hämoglobin austritt, spricht man von
Hämolyse.
Hämosiderin
Hämosiderin ist
ein Eiweißkomplex, der Eisen enthält und beim
Abbau des roten Blutfarbstoffs (s. auch: Hämoglobin)
und der roten Blutkörperchen (s. auch: Erythrozyten)
entsteht. Deshalb lässt sich Hämosiderin bei
Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) im Urin
nachweisen.
Haptoglobin
Haptoglobin ist ein
Eiweiß, das den roten Blutfarbstoff Hämoglobin
transportiert. Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
ist der Haptoglobin-Wert niedriger als normal, da die roten
Blutkörperchen zerstört werden und Hämoglobin
ins Blut austritt. Das Hämoglobin wird dann von
Haptoglobin gebunden und abgebaut. Deshalb gibt es im Blut
weniger freies Haptoglobin.
Ikterus, siehe Gelbsucht
Haut,
Schleimhäute und innere Organe sind gelb gefärbt,
weil der Gallenfarbstoff Bilirubin aus dem Blut in das
Gewebe austritt. Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten
Blutfarbstoffs Hämoglobin. Bei der
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) werden die roten
Blutkörperchen zerstört, das Hämoglobin tritt
aus den roten Blutkörperchen aus und wird zu Bilirubin
abgebaut. Das Bilirubin färbt das Gewebe gelb.
Ischämie
Eine Ischämie ist
eine mangelnde Durchblutung bestimmter Körperteile oder
Organe.
Kälteagglutinine, siehe: Kälteantikörper
Kälteagglutinin-Titer
Der
Kälteagglutinin-Titer ist ein Maß für die
Anzahl von Kälteantikörpern im Blut. Bei der
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) bestimmt man diesen
Wert, um den Verdacht auf die Erkrankung zu bestätigen:
Bei Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist
der Kälteagglutinin-Titer höher als bei gesunden
Personen. Dabei verdünnt man eine Blutprobe so lange,
bis man die Kälteantikörper gerade noch nachweisen
kann. Diese Verdünnungsstufe nennt man Titer.
Kälteantikörper
Kälteantikörper (Kälteagglutinine)
sind Abwehrstoffe, die bei niedrigen Temperaturen (unter 37
°C) an rote Blutkörperchen binden. Sie verursachen
die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD).
Kältemarmorierung, s. auch: Livedo
reticularis
Ist die Haut fleckig, hat vernetzte
Gefäßmuster und eine rot-blaue Färbung,
spricht man von Kältemarmorierung. Sie kann bei
Patienten mit Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
auftreten, wenn sie mit Kälte in Kontakt kommen.
Komplementsystem
Das Komplementsystem
ist ein Teil des Immunsystems. Es besteht aus
Eiweißen, die im Blut und auf Zellen zu finden sind
und Krankheitserreger abwehren. Unkontrolliert können
sie aber auch das eigene Gewebe angreifen. Das passiert bei
der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD).
Lactatdehydrogenase
Die
Lactatdehydrogenase (LDH) ist ein Enzym, das überall im
Körper vorkommt und in roten Blutkörperchen
besonders häufig ist. Wenn in größerem
Umfang Zellen zugrunde gehen, kann ein erhöhter
LDH-Level dies anzeigen. Werden viele rote
Blutkörperchen zerstört – wie bei der
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) –, gelangt mehr
Lactatdehydrogenase als gewöhnlich ins Blut.
Livedo reticularis, siehe: Kältemarmorierung
Mikroliter
Ein Mikroliter ist ein
Tausendstel Milliliter bzw. 0,000001 Liter.
Primäre Kälteagglutinin-Krankheit (CAD)
Bei der Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) greift
das Immunsystem bei niedrigen Temperaturen (unter 37 °C)
die körpereigenen roten Blutkörperchen an und
zerstört sie. Man spricht von einer primären
Kälteagglutinin-Krankheit (CAD), wenn diese nicht von
einer anderen Erkrankung ausgelöst wird. Siehe auch:
sekundäres Kälteagglutininsyndrom (CAS).
Raynaud-Phänomen
Beim
Raynaud-Phänomen verblassen Finger oder Zehen, weil
sich die Blutgefäße krampfartig zusammenziehen.
Die blassen und normal gefärbten Bereiche sind dabei
scharf voneinander abgegrenzt.
Rote Blutkörperchen
Rote
Blutkörperchen (Erythrozyten) sind Zellen im Blut, die
den roten Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten und
Sauerstoff durch den Körper transportieren.
Sekundäres Kälteagglutininsyndrom (CAS)
Beim sekundären Kälteagglutininsyndrom
(CAS) wird die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) durch
eine andere Krankheit ausgelöst. Der Auslöser kann
etwa eine Infektion mit Bakterien oder Viren sein. Weitere
mögliche Ursachen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen
sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper richtet,
und bösartige Erkrankungen des Lymphsystems (maligne
Lymphome).
Thrombose
Bei einer Thrombose bildet
sich ein Blutgerinnsel oder Blutpfropf in einem
Blutgefäß und verstopft es. Da von einer
Thrombose grundsätzlich alle Blutgefäße
betroffen sein können, unterscheidet man nach Ort des
Auftretens zwischen Thrombosen in Venen (z. B. tiefe
Beinvenenthrombose) und Thrombosen in Arterien (z. B.
Herzinfarkt oder Schlaganfall).
Unit
Eine Unit ist eine
Maßeinheit für die Aktivität bestimmter
Eiweiße, der Enzyme.
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